Von Null auf Brand Design in 3 Stunden
Lass uns kurz etwas klarstellen: Wenn du ein SaaS-Produkt entwickelst, wirst du ohne eine Brand nicht besonders weit kommen. Ohne Logo, ohne Design, ohne visuellen (und emotionalen) Wiedererkennungswert. Zumindest nicht, wenn du dein Produkt auch irgendwie an Nutzer:innen bringen willst. Das Gute: Du brauchst keine dreiwöchige Tagung irgendwo in den Schweizer Alpen, um zu einer fertigen Brand zu kommen. Drei fokussierte Stunden bringen dich auch schon weit.
Brand... Was war das nochmal?
Bevor wir dir erklären, wie du deinen schnellen Branding-Prozess am besten angehst, lass uns uns noch schnell die Frage klären, was eine Brand überhaupt ist. Marty Neumeier, Autor und Speaker rund ums Thema Branding, definiert Brands als “a person’s gut feeling about a product, service, or organization. It’s a gut feeling because people are emotional, intuitive beings.”
In anderen Worten: Deine Brand ist das, was Leute als erstes mit deinem Produkt verbinden, wenn sie daran denken. Dazu gehören Logo, Design, Sprache und ein bestimmtes Bauchgefühl. Letzteres entspricht dabei im Bestfall deinen Werten und deiner Motivation.
Das passiert übrigens auch, wenn du dir vorher keine Gedanken um deine Brand gemacht hast. Mit dem Unterschied, dass du dann aber keine Kontrolle darüber hast und auch nicht wirklich wissen kannst, was die Leute wirklich denken. Du bist quasi im Blindflug unterwegs. Dir Gedanken um deine Brand zu machen verhindert das.
Aber wir wissen natürlich, wie aufwendig sich das anhört. Dabei brauchst du dafür eigentlich nicht viel Zeit. Zumindest nicht für einen initialen Überblick über deine Brand. Drei Stunden, dein Executive Team und ein Haufen Schmierpapier reichen fürs Erste vollauf. Wir sprechen vom 3 Hour Brand Sprint.
Der 3-Stunden Brand Sprint
Die Idee des 3 Hour Brand Sprint stammt aus dem Buch "Sprint (How to Solve Big Problems and Test New Ideas in Just Five Days)" und ist die wahrscheinlich schnellste Methode, um echtes Verständnis für dich und deine Marke zu gewinnen. Und es ist der erste Schritt auf dem Weg zu der Identität deiner Brand. So funktioniert er:
Du und die wichtigsten Entscheidungspersonen in deinem Team (2 bis 6 Leute) nehmt euch einen 3-Stunden-Zeitslot, einen leeren Raum mit einem Whiteboard, Stifte und einen Packen Schmierpapier. Eine Person wird zum Decider (wahrscheinlich Founder oder CEO). Die Laptops lasst ihr vor der Tür. Die haben nichts im Raum mit euch verloren.
Im Laufe des Brand Sprints erarbeitet ihr dann in jeweils 30-Minuten-Zeitslots die folgenden sechs Punkte:
- Wo sehen wir unser Unternehmen in fünf, zehn, fünfzehn und zwanzig Jahren?
- Was machen wir? Wie machen wir es? Und warum machen wir es?
- Was ist uns wichtig? Wofür stehen wir? Was unsere wichtigsten drei Werte?
- Wen wollen wir erreichen? Wer sind unsere wichtigsten drei Zielgruppen?
- Wie ticken wir? Was ist unsere Persönlichkeit?
- Und: Wer ist unsere Konkurrenz? Wie sehen wir im Vergleich zu ihnen aus?
The process of a brand sprint by Jake Knapp and the team at Google Ventures.
Mehr Details zum Brand Sprint – jeweils mit genauer Anleitung zu allen Punkten – findest du im GV Library Artikel . Am Ende davon solltest du aber auf jeden Fall das ganze Wissen über deine Marke, das vorher schon implizit herumgeschwirrt war, aufgeschrieben haben. Zumindest auf Whiteboards und Fotos.
Sortieren und zusammenfassen
Diesen Haufen aus losem Wissen nimmst du jetzt und bündelst ihn so knapp wie irgendwie möglich. Am besten auf einer einzigen A4-Seite, damit du später alles auf einen Blick siehst. Warum du das machst? Warum du nicht gleich ein Logo aus dem Ärmel schüttelst? Ganz einfach:
Die Inhalte deiner Brand müssen stehen, bevor dich ans Design machen kannst. Dein Design beruht nämlich auf den ganzen Entscheidungen, die du im Brand-Sprint getroffen hast. Je mehr dieser Entscheidungen getroffen sind, desto leichter wird es den Look-and-Feel deiner Brand zu finden.
Moodboard (Source: www.pinterest.com)
Wie fühlt sich deine Brand an?
Darum geht es auch als nächstes. Nicht allerdings, indem du sofort losdesignst. Stattdessen legst du dir zuerst ein Mood Board an. Darin sammelst du andere Designs, die in etwa deiner Brand, deinen Werten, deiner Zielgruppe – kurz: dem Ergebnis des Brand Sprints – entsprechen.
Die Designs müssen übrigens nicht zu deiner Konkurrenz gehören, sondern können aus jedem beliebigen Feld stammen. Wichtig ist nur, dass sie sich ähnlich anfühlen wie es deine Marke tun soll und vielleicht auch eine ähnliche Zielgruppe haben.
Das Logo
Geschafft? Gut. Dann geht es jetzt zum optischen Dreh- und Angelpunkt deiner Brand. Deinem Logo. Es ist quasi der Schlüsselstein deiner Marke und wahrscheinlich das, woran Leute als erstes denken, wenn sie erwähnt wird. Es sollte also auch wirklich zu dem passen, was deine Brand ausmacht.
Egal, ob du also schon ein bestehendes Logo hast und ihm einen neuen Anstrich verpassen willst, oder ob du komplett von null startest; du solltest die Ergebnisse deines Brand Sprints im Hinterkopf behalten.
Eine gute Strategie dafür: Brainstorme – allein oder als Gruppe – mehrere Begriffe, die Leute mit der Brand assoziieren sollten. Schnell, sicher, modern und so weiter. Was auch immer zu deiner Marke passt. Du kannst dabei auch die Werte aus dem Brand Sprint verwenden.
Mit diesen Begriffen gehst du einen Schritt weiter und überlegst dir Assoziationen dazu. Bei “schnell” denkst du wahrscheinlich an einen Blitz, an eine Rakete oder ähnliches. Überleg dir, was du dabei gut visualisieren kannst und vereinfachen kannst. Daraus kannst du dann wiederum ein Logo ziehen, das nicht nur hübsch aussieht, sondern in allen Farben und Formaten funktioniert und deine Brand perfekt transportiert.
Brand Elements (Source: unsplash.com)
Der ganze Rest
Nun folgen noch die weiteren Teile deiner Marke. Zum einen die visuellen wie Typographie, Farben, Bildsprache, Illustrationen, Grafiken und noch vieles mehr. Und zum anderen alles rund ums Thema Sprache. Wie redest du deine User:innen an, wie schreibst du, welche Begriffe verwendest du?
Das Gute: Mit dem 3 Hour Brand Sprint im Gepäck kannst du auf einen gewaltigen Wissensschatz zu deiner Marke zugreifen. All diese Entscheidungen beruhen auf deinen Werten, deinen Zielgruppen, deiner Motivation und deiner Persönlichkeit. Solange du die im Kopf behältst – oder auf einem Schummelzettel –, kann eigentlich nichts schiefgehen.
Und wenn du trotzdem ein wenig Unterstützung willst, jemanden der deinen Brand Sprint moderiert, dein Brand Design auf Hochglanz bringt oder dir ein bildhübsches neues Logo aus dem metaphorischen Zylinder holt, dann schreib uns. Wir wären begeistert, mit dir an deiner Brand zu arbeiten.