Schlechte Zeichnungen als Erinnerungsstütze
Jeden Sprint – also alle zwei Wochen – setzen wir uns Ziele . Nicht nur Ziele pro Person, sondern für das ganze Team. All unsere Arbeit im aktuellen Sprint läuft auf diese Ziele hin und im besten Fall können wir auch alle erreichen. So zumindest die Idee. Wir hatten nur ein Problem: Im Laufe der zwei Wochen vergaß das halbe Team auf die Sprintgoals.
Wir werfen das niemandem vor. Alle haben schließlich genug mit ihren eigenen Aufgaben und Stories zu tun. Es reicht, die im Kopf zu behalten. Aus Projekt-Management-Perspektive mussten wir aber trotzdem etwas ändern. Wir wollten, dass alle am gleichen Strang ziehen und auf gemeinsame Ziele hinarbeiten. Sie bringen das Team näher zusammen und verhindern Fehler.
Bilder an die Wand
Wir brauchten also eine Möglichkeit, alle an die Ziele zu erinnern, die wir uns gesetzt hatten. Unsere erste Idee: Wir drucken Illustrationen aus und hängen sie an die Bürowand. Zum einen sehen wir sie dann andauernd, zum anderen merken sich Menschen Bilder bekanntermaßen leichter als Text.
Unser Designteam hat also schnell mehrere Bilder gezaubert/gesucht und ab an die Wand damit. Wir sollten sie jeden Tag sehen. Jeden Tag daran erinnert werden.
Illustrationen wie die hingen an der Wand.
Am Ende des Sprints haben wir evaluiert. Das Ergebnis war … bescheiden. Wir konnten uns immer noch nicht an die Sprintgoals erinnern. Es musste eine andere Lösung her. Wir haben eine gefunden und seither haben wir ein neues Ritual in der Sprintplanung.
Man bringe die Stifte
Am Ende der Planung – bevor wir uns an unsere Aufgaben setzen – holen wir einen Stapel Post-Its. Große natürlich, sonst bekommt man ja nichts drauf. Wir alle schnappen uns einen Stift und dann gehts ans Zeichnen. Ein Ziel nach dem anderen schauen wir uns genauer an und haben dann 30 Sekunden Zeit, es auf Papier zu bannen.
Wenn der Timer abläuft, sammeln wir sie zusammen und gehen weiter zum nächsten Ziel. Solange, bis keine mehr übrig sind. Das führt alle zwei Wochen zu ungefähr so einem Anblick:
Wie gesagt: Wir sind keine künstlerischen Talente.
Dann geht’s ans Abstimmen. Alle bekommen ein paar rote Punkte und wählen pro Ziel ihre liebste Zeichnung aus. Nicht ihre eigene. Aber das sollte klar gewesen sein. Das führt natürlich zu ein paar amüsanten Gesprächen und Gelächter. Bei unseren Kunstwerken ist das aber nicht weiter verwunderlich.
Warum eigentlich?
Aber warum machen wir das eigentlich? Warum blamieren wir uns zweimal im Monat mit unseren nicht vorhandenen Zeichenkünsten? Einfach: Wir Menschen merken uns Dinge besser , wenn wir sie zeichnen. Noch besser sogar, als wenn wir handschriftlich mitschreiben.
Das haben auch schon mehrere Studien bestätigt. Diese und diese zum Beispiel. Warum ist noch nicht restlos geklärt, aber die Forschenden in diesem Bereich haben eine Theorie: Wenn wir etwas zeichnen, wird nicht nur ein Bereich unseres Gehirns gereizt – der für Sprache –, sondern auch die fürs Sehen und für motorischen Fähigkeiten.
Hinzu kommt noch, dass wir uns tatsächlich mit einem Konzept auseinandersetzen müssen, wenn wir es zeichnen wollen. Deshalb funktioniert die Methode genauso gut bei einer Banane, wie bei komplexen technischen Themen.
Aber funktioniert es?
Diese Frage bleibt natürlich noch offen. Merken wir uns unsere Ziele nun besser als früher? Die ehrliche Antwort: Ja. Vielleicht hängt das mit dem Zeichnen zusammen. Vielleicht auch damit, dass wir uns alle mit den Zeichnungen auseinandersetzen müssen.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Zeichnungen mittlerweile in der Küche hängen und wir regelmäßig darüber sprechen müssen, was welche Zeichnung denn jetzt genau darstellen sollte. Und ja: Das gilt auch für die Werke des Designteams. Das hat normalerweise aber auch mehr als 30 Sekunden Zeit.
In der Küche hängen die Ziele gut sichtbar für alle.
Wichtig ist für uns aber nur, dass es funktioniert. Wir behalten unsere Sprintgoals im Blick und arbeiten gemeinsam auf die nächsten Meilensteine hin.
Können wir euch helfen, eure Ziele im Blick zu behalten?